Frankreich Ostern 2011 - Salut LucyWelch Wunder?
In den Osterferien hat es uns doch glatt wieder nach Frankreich verschlagen ;)

Was soll ich noch schreiben über diesen wunderschönen Landstrich? Eigentlich habe ich schon so viel über Land und Leute geschrieben.

Was mir dieses Mal aufgefallen ist, dass die Leute hier irgendwie freundlicher sind, als im heimischen Deutschland.
Wenn z.B. jemand mit seinem Auto mal etwas unaufmerksam war und dann zu schnell auf eine Kreuzung zu gefahren kommt und mich zum Bremsen verleitet, kurz vor dem typischen Aufreger eines deutschen Autofahrers, wird sich höflich entschuldigt.

Ein Mountainbiker (dieses Gebiet ist übrigens ein Eldorado für Rennradfahrer und Mountainbiker) kam mit recht hoher Geschwindigkeit von hinten auf uns zugefahren, wie seine deutschen Spezies ebenso ohne Klingel unterwegs. Er hat sich angeschickt, natürlich ohne auf sich aufmerksam zu machen,  uns zu überholen. Wir haben ihn erst wahrgenommen, als Apollo erschrocken zur Seite gesprungen ist. Natürlich in die falsche Richtung und das hat den Fahrradfahrer fast vom Sattel geholt. Anstatt einer Schimpftirade, wie es bei uns üblich wäre, hat er überschwängliche Pardons vor sich hin gehechelt. Da sind selbst mir meine aufsteigenden Flüche im Hals stecken geblieben. Liebe Franzosen, so macht Aufregen doch auch keinen Spaß ;)

„Schwer“ sich an so eine nette Art zu gewöhnen, weil man es soooo anders kennt, aber sehr angenehm!
   
Dann noch mal was zum Essen. Hier schmeckt die Butter noch nach richtiger Butter, nicht zu vergleichen mit den Fettklumpen, die man bei uns im Kühlregal findet. Alleine die Anzahl der verschiedenen Buttersorten in einem normalen Supermarkt ist größer, als bei uns die komplette Käseauswahl.

Zwei Tage vor Ostern wurde es fast schon voll, weil eine ganze Armada von Belgien eingefallen ist. Für sie ist es ja hier hin ein Katzensprung. Aber lasst Euch nicht von dem Wort "voll" täuschen. Das bedeutet hier gar nichts.

Als Beispiel eine kleine Suchaufgabe: Finde den Unterschied!



Okay, schnell sollte klar sein, dass es kaum einen Unterschied gibt. Auf einem sind vielleicht ein paar mehr Möwen zu sehen, aber ansonsten ist der Strand menschenleer und das nicht etwa um 5 Uhr morgens, weil ich mal ein Bild von einem leeren Strand machen wollte, nein, es war beide Male gegen 14:00Uhr.

Also, wer Party machen will, der mache ein Bogen um diesen Landstrich. Sportler und Naturfreunde hingegen finden hier ein Paradies und Hundebesitzer sowieso.

Auf dem Markt stehen noch richtige Bäuerlein, die aussehen, als wenn sie ihren Hof für 3 Stunden verlassen haben um ihre kärgliche Ernte, ein „paar“ schmutzverklumpte Kartoffeln oder Möhren, anzubieten. Irgendwie hat das noch was Natürliches an sich.
Und vor allen Dingen: es schmeckt gleich ganz anders, wenn man sieht, dass die Dinger noch aus der Erde kommen. Bei manchen unserer "sandgestrahlten" und polierten Gemüsearten wage ich ernsthaft zu bezweifeln, dass diese Dinger schon mal richtige Erde gesehen haben.

Noch ein Beispiel: Zitronen.
Ich habe hier für eine Soße die gleiche Menge frischer Zitrone genommen, wie zuhause. Hier kommen die Früchte reif in den Laden und sind dementsprechend aromatischer, als Folge hatte ich eine Zitronensoße, die ihrem Namen alle Ehre gemacht hat, sich aber leider am Rande des Genießbaren bewegte.
Und nach spätestens 10 Tagen werden auch diese Dinger matschig, wie es sich für alterndes Obst gehört.
Bei uns muss alles schön aussehen und noch viel wichtiger: billig sein! Hier muss es schmecken und ist dabei auch nicht viel teurer, wenn überhaupt!

Mit dem Wetter hatten wir, eigentlich wie immer :), Glück. Es war wider Erwarten sehr warm und windstill und da ich beim Kofferpacken nicht auf meine Frau hören wollte, musste ich mich in den ersten Tagen erst einmal hochsommerlich einkleiden.
Mitte der zweiten Woche kam dann Wind auf und ich konnte mit meiner Garderobe auftrumpfen, bzw. war froh, endlich MEINE für die Reise ausgewählten Sachen anziehen zu können ;) Wenn auch nur für 4 Tage...

Am vorletzten Tag hat es dann abends auch noch geregnet. Aber bei zwei Wochen mit schönem Wetter ist es wohl gestattet. Warum soll Frankreich nicht auch genauso traurig sein, wenn wir leider wieder nach Hause müssen.

Das Schöne an diesem Urlaub war der Besuch von Lucy und ihrem Frauchen. Für diejenigen, die Lucy nicht kennen, ihr GPI-Name war Deliha und sie ist seit knapp 3 Monaten bei ihrer neuen Familie.

Ich würde sie eigentlich als einen typischen Zweithund einordnen.
Sie war anfangs sehr unsicher, hat sich ihren Schlafplatz selber unter einer Treppe gesucht und auch sonst hatte sie vor vielen unbekannten Geräuschen und Erlebnissen Angst. Im Zusammenleben mit ihren Zweibeinern ist Lucy ein wahrer Schatz. Sie bleibt alleine, ohne die Bude auf den Kopf zu stellen, klebt ihrer Zweibeinermama beim Spazierengehen am Bein, pinkelt nirgendwo hin, wo sie nicht soll, usw.
Sobald sie mit unseren Hunden zusammen kam, konnte man zusehen, wie sie aufblühte und unbeschwerter wurde. Das war einer der Gründe, warum Lucy unbedingt mit uns nach Frankreich wollte :)

Als das Auto von Lucys Frauchen vorfuhr sind meine Beiden direkt zum Gartentörchen und haben vor sich hingejunkt. Dabei wussten sie ja gar nicht, wer da kommt oder etwa doch? Die Freude war groß und mit großem Hurra wollte Lilly sofort Lucy all die neuen, tollen Dinge hier zeigen.

In Deutschland hat sie nur zaghaft ihren eigenen Garten betreten und auch blitzartig wieder verlassen, aber hier war alles anders.


Lilly ist mit Lucy durch den Garten gewetzt und dann haben sie neugierig die Nachbarshühner inspiziert.





Bis zum Schluss blieb mir verborgen, welcher der Spezies auf die andere neugieriger war.

Was Lilly besonders irritierte und mich amüsierte, waren ihre von langer Hand vorbereiteten Überraschungsangriffe.
Wenn eines der Hühner vorne am Zaun "herumgezappelte", ist Lilly wie ein Panther geduckt auf die Hühner zugegschlichen. Immer wieder ist sie dabei kurz angehalten um nicht aufzufallen.
Das Beste daran war, dass die Hühner das natürlich mitbekommen haben. Sie sind dann nach und nach zum Zaun gekommen, um zu sehen, was dieser Vierbeiner da so treibt. Als Lilly dann endlich am Zaun angekommen war, um sich auf das Huhn zu stürzen, standen schon alle Hühner versammelt vor ihr und haben auf irgendwas Spannendes gewartet, was Lilly jetzt machen wollte oder sollte.
Sie dagegen stand dann perplex am Zaun und konnte es nicht fassen, dass ihr geheimes Manöver aufgefallen war. Die Hühner hatten ja noch nicht einmal Angst vor ihr. Echt enttäuschend für Lilly.

Wahrscheinlich war den Hühnern einfach nur langweilig und haben eine der Ihren vorgeschickt um die dulle Langnase anzulocken, damit endlich mal wieder etwas passiert.

Ansonsten war Lilly froh, dass sie in Lucy einen halbwegs akzeptablen Spielpartner gefunden hat. Auf jeden Fall nicht zu vergleichen mit dem alten Sack von Apollo ;) Anfangs wusste Lucy mit Lilly nicht so recht etwas anzufangen, aber nach und nach hat sie verstanden, um was es geht.

Am Strand angekommen konnte Lilly es immer kaum erwarten, dass es endlich los geht. Sobald sie den Sand unter den Pfoten wahrgenommen hatte, war sie nicht mehr zu halten. Sie ist herumgehüpft von links nach rechts, hat gebellt, geknurrt, gejunkt. Das volle Programm eben...

Manchmal hat sie so einen Zinnober gemacht, dass Apollo gar nicht mehr den Strand betreten wollte, aber dank Lucy und viel Ballspielerei war sie dann halbwegs ausgelastet und zufrieden. ...und noch viel wichtiger: Apollo

Als Lucy das erste Mal losgelassen wurde, blieb sie, wie gewohnt an Alexs Beinen kleben.
Und dann flog der Ball!
Als Lilly dann los gespurtet ist, wusste Lucy noch nicht so recht, was sie damit anstellen sollte. Aber dann ist sie mit Lilly gestartet und auch mitgelaufen, aber wenn Lilly sich dann den Ball geschnappt hat, ist sie mit großem tamtam hinter Lilly gerannt. Apollo hatte am Anfang seine Probleme damit, weil er Lilly vor der anscheinenden Bedrohung beschützen wollte, aber das hat sich irgendwann gegeben. Abgesehen davon hat Lucy ihm nach dem dritten Mal zu verstehen gegeben, dass er mal langsam locker bleiben soll.

Da hat man gemerkt, dass sie doch eine sehr selbstsichere Lady ist.

Lucy ist mit der Zeit immer sicherer geworden und hat es genossen, überall herum zu schnüffeln. Man konnte ihr förmlich ansehen, dass sie es gar nicht fassen konnte, sich so befreit zu bewegen.


Ich weiß, einige von Euch würden Ihren Hund für nichts in der Welt von der Leine lassen und fangen innerlich schon an zu zetern, wenn sie solche Bilder sehen.

Ich bekomme anfangs auch immer die Krise, wenn Lilly sich weiter als 10m von uns entfernt. Aber mit der Zeit wächst die Sicherheit und das Vertrauen des männlichen Zweibeiners zu seinem weiblichen Vierbeiner ;)

Und wenn man dann miterlebt, wie ausgelassen die Hunde sich um einen herum bewegen, geht einem das Herz auf. Es ist immer wieder wunderschön anzusehen, wie sich diese Hunde leinenlos an einem einsamen Strand geben. Man merkt ja auch, wenn es den Hunden irgendwann langweilig wird. Dann sollte man sie anderweitig beschäftigen, z.B. mit Bällen oder Leckerlis "um sich werfen" oder für eine Zeit wieder an die Leine nehmen.



Apropos Krise, wir haben uns im Urlaub gerade über das gute Riechverhalten dieser Hunde unterhalten, da hat Lilly uns einen Beweis geliefert, dass es damit seine Richtigkeit hat.
Es war am zweiten Tag und mein Nervenkostüm, bezüglich des Freilaufs würde ich noch als etwas instabil bezeichnen ;)
Lilly trabte neben uns her, umkreiste uns, als sie plötzlich umdrehte und im "Schweinsgalopp" von uns wegrannte. Erst ging es strikt geradeaus und dann wechselte sie irgendwann in einen Schlangenlinien-Rhythmus.
Lilly entfernte sich immer weiter von uns, so dass rufen zwecklos war. Nichts für meine schwache Nerven, völliges Unverständnis für mich von den beiden Damen in meiner näheren Umgebung.

Erst habe ich gedacht, dass sie irgendwelche nervigen Möwen jagen wollte, aber nein, sie wurde von dem Geruch eines Fisches irgendwo in der Ferne angelockt. Man kann sich die Entfernung nicht vorstellen! Stolz wie Oskar kam sie dann auch sogleich wieder mit ihrem Fang zurück und präsentierte uns das gute Stück.

Der Fisch war diesmal nicht so groß, wie beim letzten Mal und diesmal hat sie ihn auch nicht gefangen, sondern nur den Möwen abgeluchst, aber immerhin.
Ich war froh, dass meine Kleine endlich zurück war und was macht die dulle Pute? Sie lässt sich kurz feiern und sprintet dann wieder zurück um sicher zu gehen, dass da nicht noch mehr Fische sind.

Uff, so etwas nennt man dann wohl Zweibeiner-Stresstest, aber wie gesagt, es betraf nur mich. Lisa und Alex haben das alles etwas anders gesehen. Von daher schreibe ich das Empfinden dieser Episode meinem zu Urlaubsbeginn desolaten Nervengerüst zu.

Keine weiteren Vorkommnisse dieser Art.
Auch die Hunde mussten sich an die neue Situation gewöhnen. Alles neu und alles spannend und dann noch ohne Leine. Aber bei Lilly und Apollo braucht man eigentlich nicht soviel Angst haben. Unsere Hunde haben eine gute Bindung zu uns und hören zumindest halbwegs gut ;) Für Hundebesitzer anderer Rassen hört sich das vielleicht etwas komisch an, aber für Windhundeltern ist das schon eine Leistung.

Das war bei Lucy auch der Fall. Anfangs war sie sehr aufgeregt und hat neugierig mit ihren vierbeinigen Freunden das Gelände erkundigt. Gerade die vielen Nischen und "Höhlen" in der Steilwand hatten es ihnen angetan. Dann haben wir sie direkt einmal getestet und sind einfach mal umgedreht. Sie hat noch dreimal "ums Eck" geschnüffelt und ist dann mit Volldampf wieder zurück zu Alex.

Möwen sind ab und an eine gelungene Abwechslung im tristen Galgo-Strandalltag

Oder man flitzt einfach mal so den Strand auf und ab

Aber dann kommt der Zeitpunkt für ein Bad. "Galga" ist es warm geworden und dann sucht sich Lilly ein Wasserloch oder in Ermangelung dessen, legt sie sich auch einfach nur ins Meer.


So ein Strandtag ist auch für die Vierbeiner soooo anstrengend, dass man es zuhause kaum abwarten kann, bis etwas Essbares auf den Tisch kommt.

Anschließend frönt man seiner Lieblingsbeschäftigung: Dösen in der Abendsonne






Lucy ist ein Einzelhund und will vor allen Dingen nicht von anderen Hunden belästigt werden. Bei Lilly und Apollo macht sie aber eine Ausnahme.



Gemütliches Beisammenliegen und warten auf das, was da kommt :)

Auch bei der Zubereitung des Zweibeineressens kann man ja mal Vorbeischauen, ob da nicht doch etwas für den Vierbeiner abfällt.

Und dann, nach einem langen und ausgiebigen Strandspaziergang habe ich zu Lisa gesagt, dass ich irgend etwas vermisse, weil wir in diesem Jahr noch keine Windhunde an diesem Jahr getroffen haben. Ob ihr es glaubt oder nicht. Keine 5 Minuten (!) später kam es zu einem Treffen mit den gerade noch erwähnten Artgenossen.

Ich konnte die Hunde aus der Entfernung noch nicht als Windhunde identifizieren, aber die Vierbeiner auf beiden Seiten haben sich sofort erkannt. Und so strebten die jeweiligen Zweibeiner von Windhundpfote gezogen zielstrebig aufeinander zu.

Ein junger Barsoi und ein Wasserratte von Afghane

Ein was-weiß-ich und

ein schwarzer Galgo

Es ist schon kurios. Die Galgos haben sofort Kontakt aufgenommen. Die anderen Windis natürlich auch, aber nicht so, wie bei dem Galgo. Außerdem diese Zweibeinerbezogenheit, er hat sofort mit mir geschmust, als ich mich an ihn gewandt habe.

Die Zweibeiner sprachen leider nur französisch, also fiel die Konversation etwas schwierig, bzw. ganz aus.
Eigentlich schade und wenn wir nicht schon am Ende unserer Tour gewesen wären, hätten wir sie auf jeden Fall begleitet. So sind wir dann leider unseres Weges gezogen und das Witzige war, das der Galgo einfach mit uns davon getrottet ist. Ich habe das erst gar nicht gemerkt. Erst durch eine rufende Dame hinter uns wurde ich aufmerksam und habe mich umgedreht. Unser neues Rudelmitglied hat sich gar nicht beirren lassen und ist einfach weitergetrottet ohne sich umzudrehen.
Beide Zweibeinerseiten haben herzlich gelacht und durch gemeinsames gutes Zureden ist der "fremde" Hund dann doch umgedreht und zu seinem kopfschüttelnden Frauchen gerannt.

Wenn das Wetter mal nicht strandtauglich ist, gibt es genug Wege und Touren, die landschaftlich schön und auch abwechslungsreich für Zwei- und Vierbeiner sind.




Abendspaziergang

Und dann leider schon die Rückfahrt.
Die Hunde wissen immer sofort, dass etwas anders läuft und legen sich sofort in eine für Beide bequeme Position. Ganz anders, als bei unseren Fahrten zum Strand. Sie stehen dann auch nicht mehr auf um sich irgendetwas anzuschauen.


Und wir waren auch dabei ;)

Alex

Lisa


und ich